Amtseinführung des neuen Schulleiters Richard Knapp

AmtseinfuehrungNicht nur die Leiterin des Staatlichen Schulamtes in Heppenheim als ausführendes Organ des Hessischen Kultusministeriums, Susann Hertz, auch der scheidende Bürgermeister Stephan Kelbert bei einer seiner letzten Amtshandlungen in der baufälligen Odenwaldhalle sowie Ulrike Klose im Namen des Schulelternbeirats sparten in ihren Glückwünschen nicht mit Lob und Vorschusslorbeeren für Richard Knapp, den neuen Schulleiter des Gymnasiums Michelstadt.

Die Befüllung einer großen Schultüte mit diversen hilfreichen Alltags- und Dienstratschlägen, vor allem jedoch mit leckeren Trost- und Pausenattributen, ließ der Schulelternbeirat zu einer heiteren Einlage der Feierstunde werden, die in der sanierungsbedürftigen Odenwaldhalle der großen Feriengesamtkonferenz des Kollegiums voranging.

Doch nun ergriff der soeben kommissarisch ins Amt eingeführte neue Schulleiter das Wort und legte in seiner Ansprache ein beredtes Zeugnis der Eigenschaften ab, für die ihn Hertz zuvor so nachdrücklich gelobt hatte. Er gab seiner tiefen Freude über die Ernennung, aber auch seinem Respekt Ausdruck, der ihn erfülle, ein solch stolzes Amt in dieser zweihundertjährigen Schule ausüben zu dürfen.

Dann wurde er ernster. Mit Bedacht wählte er die Metapher eines Schiffes auf hoher See zum Vergleich mit der Schule und erklärte die Anspielung auch mit den teilweise hohen Erwartungen und Ansprüchen, die bereits im Vorfeld an ihn herangetragen worden seien. Die Crew des Schiffes wünsche sich vor allem wieder ruhigeren Seegang, doch Knapp formulierte klipp und klar, die Schule sei in dieser Zeit in unruhigem Fahrwasser; es gehe nun darum, die raue See beherrschbar zu machen.

Wie er das erreichen will, legte er begründet und mit feinsinnigem Humor dar. Umtost von Pandemierück- und Digitalisierungsfortschritten müsse die gesamte Schulgemeinde, insbesondere jedoch das Kollegium gemeinschaftlich seine Ideale überdenken: „Wofür brennen wir? Warum sind wir Lehrer geworden?“

Konstruktivität könne für die der Schule und ihrem Personal anvertrauten Schülerinnen und Schüler aus dem gewaltigen Potenzial einer gelebten Pluralität entstehen und sie geht – davon zeigt sich Knapp fest überzeugt – aus den Grundsätzen der humanistischen Bildung hervor: Neugier in jede Richtung und wachsende (Selbst-) Kompetenz in allen Bereichen.

Das dazu passende historische Fundament des altehrwürdigen Gymnasiums korrespondiere mit modernen Bildungschancen, mit Studien- und Berufsorientierung etwa, doch schließlich sollen alle Anstrengungen zur Persönlichkeitsbildung der unterrichteten Schüler und Schülerinnen führen, auf dass sie in einer gesellschaftlich und kulturell diffundierenden Zeit ein selbstbestimmtes Leben führen können.

Dahin zu führen, darauf vorzubereiten und dafür Sicherheit zu geben, ist gerade jetzt – „man denke nur an den Klimawandel“ – eine hoffentlich nicht uferlose Aufgabe, um im Bild zu bleiben, sondern eine gelingende und lohnende, die uns alle, Lernende und Lehrende, zu verantwortungsbewusstem Handeln durch ebensolche Erziehung motiviert.

Knapp ist zwar als Biologie- und Chemielehrer selbstredend den Naturwissenschaften verbunden, doch er betonte eindringlich, dass diese Schule, an der er vom Junglehrer über die siebzehnjährige Station des äußerst erfolgreichen Fachbereichsleiters nun bis zum Schulleiter aufgestiegen ist, eine alle Fachbereiche und Fächer vermittelnde, pflegende und wertschätzende Bildungseinrichtung sein will. Er selbst lebt das humanistische Ideal einer allseits ausgebildeten Weltaneignung, die Musisches und Sportliches ebenso einbezieht wie Fremdsprachen oder Geisteswissenschaften, Literatur oder moderne Informatik, in seinem Privat- und Berufsleben vor.

Falls das Kollegium noch unsicher gewesen sein sollte über die Art, wie der neue Schulleiter seine Aufgabe angehen möchte, fand Knapp die Antwort: Er möchte sämtliche Gremien vom ersten Tag an einbinden, eine gute Zusammenarbeit mit dem Schulelternbeirat und der Schülervertretung pflegen, mit kommunalen und regionalen Institutionen und allen, die an Bord dieses Riesendampfers namens Gymnasium Michelstadt kommen wollen.

Auf seiner Brücke stehen zu dürfen, animiere und verpflichte ihn zu wertschätzendem Umgang untereinander und zum konstruktiven Dialog. Was er versprach, wurde aufgrund seines analytisch vorgehenden Verstandes im Zusammenspiel mit Herz und Empathie in jeder seiner Formulierungen gewahr.

Dass er sich bei diesem Ansinnen auf sein – nun allerdings wieder beziehungsweise noch immer unvollständiges – Schulleitungsteam verlassen kann, weiß er aus der bislang geleisteten Zusammenarbeit. Und auch Tassilo Schindler als Vorsitzender des Schulpersonalrates sagte jederzeit kollegiale Zusammenarbeit zu und die Combo der Musikfachschaft verlieh der Feierstunde unter anderem mit Edvard Elgars Marsch „Pomp and Circumstance“ einen weiteren glanzvollen Anstrich.

So klingt Knapps Fazit nach Appell und Losung gleichermaßen: „Wir liegen nicht vor Anker, sondern sind auf voller Fahrt in unruhiger See.“

CHRISTIANE SCHWERMER